Akustische Untersuchungen zur Aktivität von Fledermäusen sind ein fester Bestandteil der Fachgutachten im Rahmen der Windkraftplanung. Sowohl während der Voruntersuchungen zum Bau, als auch nach der Inbetriebnahme der Windindustrieanlagen wird die Aktivität von Fledermäusen akustisch in Bodennähe und in Gondelhöhe ermittelt. So werden mittels der akustischen Erfassung die an einem Standort vorhandenen Arten und ihre Aktivitätszeiten aufgezeichnet. Im Einsatz befindet sich dabei häufig das batcorder-System.
Betroffenheit von Fledermäusen feststellen
Im Rahmen der Genehmigung einer Windindustrieanlage sind im Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) festgelegte Verbotstatbestände zu prüfen. Diese sind im §44 geregelt. Im Hinblick auf Fledermäuse bedeutet das, dass sowohl Störungen und Quartierverluste – in der Regel beides bedingt durch den Standort und Bau – als auch Tötungen beim Betrieb der Anlage vermieden werden müssen. Der gesetzliche Schutz basiert dabei auf den FFH-Richtlinien, da alle Fledermausarten wenigstens nach Anhang IV einen sehr hohen Schutzstatus haben. Insofern ist auch die strenge Auslegung des Individuenschutzes für eine rechtssichere Genehmigung nötig und sinnvoll. Um dies zu gewährleisten, ist eine artenschutzrechtliche Prüfung und gegebenenfalls ein Monitoring nötig. Nur so lassen sich die gleichermassen wichtigen Aspekte Arten- und Klimaschutz vereinbaren. Für solche Untersuchungen wurde das batorder-System entwickelt. Der Einsatz im Rahmen eines Methoden-Mix (Detektorbegehungen, akustische Dauererfassung, Netzfänge, Telemetrie, etc.) erlaubt die rechtssichere Betrachtung der Planung, des Baus und des Betriebs einer WEA.
Untersuchungen vor dem Bau
In der Regel sind Fledermäuse auf Grund ihrer hohen Mobilität an allen Standorten anzutreffen. Besonders während der Wanderungszeiten im Frühjahr und Herbst kommt es teils zu hoher Aktivität. Das Aktivitätsmuster im Jahresverlauf lässt sich am besten mit der Box-Erweiterung (mit GSM-batcorder oder batcorder 3.1) erfassen. Im Rahmen einer solchen Dauererfassung, die an repräsentativen Standorten installiert werden sollte, kann das Artenspektrum ebenso wie die Phänologie ermittelt werden. bcAdmin4 steht zahlreiche Werkzeuge für die Auswertung der Daten bereit.
Neben einer Dauererfassung können batcorder für kurze Zeiträume wechselweise an unterschiedlichen Standorten installiert werden, um kleinräumige Aktivität, potenzielle Quartiere und Aktivität-Hotspots zu finden.
Ziel der Voruntersuchung muss es dabei immer sein, die Auswirkungen durch den Bau abzuschätzen und somit gegebenenfalls durch andere Standortwahl oder andere Planungsänderungen die Verbotstatbestände nicht in kritischem Masse eintreten zu lassen. Nur bedingt lassen sich aus den Voruntersuchungen auch tatsächlich detaillierte Ableitungen für betriebsbedingte Störungen ableiten.
Untersuchung betriebsbedingter Auswirkungen
Durch den Betrieb einer Windenergieanlage können Fledermäuse durch direkten Schlag oder Barotrauma zu Tode kommen. Um dieses Risiko zu bewerten, muss im Regelfall ein sogenanntes akustisches Höhenmonitoring durchgeführt werden. Als bundesweiter Standard hat sich das methodische Vorgehen etabliert, welches im Forschungsvorhaben RENEBAT I – III formuliert wurde (Brinkmann et al. 2011, Behr et al. 2015, Behr et al. 2018). Für die in dem Forschungsvorhaben eingesetzten Detektor-Typen von drei verschiedenen Herstellern gelten dabei jeweils festgelegte Aufnahme-Parameter, um die Reproduzierbarkeit und Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Im Falle des batcorders bedeutet dies die Verwendung eines Threshold von -36 dB und eines Posttriggers von 200ms. Nur in absoluten Ausnahmefällen, z. B. bei erhöhtem Störgeräusch-Aufkommen (> 100.000 Aufnahmen von April bis Oktober), kann der batcorder auch mit unempfindlicheren Einstellungen (-30 dB bzw. -27 dB) betrieben werden.
Dies ist in der Regel jedoch nicht nötig, da im Unterschied zu dem in den RENEBAT-Vorhaben (2007, 2008 und 2012) verwendeten batcorder 1.0, die neueren batcorder-Modelle 3.1 und GSM einen optional anwählbaren Noise-Filter integriert haben, der die Störgeräusche der allermeisten WEA-Typen wirkungsvoll herausfiltert. Wichtig an dieser Stelle ist, das dieser Noise-Filter nur auf Störgeräusche anspricht, die keine Ähnlichkeit mit Fledermausrufen haben und somit keine Fledermäuse „überhört“ werden.
Neben der Integration des Noise-Filter wurde das batcorder-System im Laufe der Jahre sowohl hardware- als auch sofortwareseitig kontinuierlich weiterentwickelt, so z. B. hinsichtlich der Qualität der Aufnahmen, der Konstruktion des Grenzflächenmikrofons, der Einführung des Turm-Mikrofons, wie auch im Hinblick auf die maximale Empfindlichkeit von -42 dB des batcorders. Der Threshold -42 dB kann auf Grund der technischen Beschränkungen des Tools Probat jedoch nur manuell im Hinblick auf einen Abschaltalgorithmus ausgewertet werden. Wie sich verschiedene Thresholds des batcorder auf die Erfassungsreichweite auswirken, soll an einem vereinfachten Beispiel grafisch dargestellt werden.
Störgeräusch-Problematik
Generell kann die Störgeräusch-Problematik bei unterschiedlichen WEA-Typen, aber auch innerhalb einer WEA-Baureihe sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Manchmal ist es nur ein quietschender Lüfter an einer einzelnen WEA, häufig aber auch eine bauartbedingte Problematik. Dabei ist zu unterscheiden, ob es sich um fledermausähnliche oder -unähnliche Störgeräusche handelt. Letztere können relativ gut schon am Aufnahmeort durch den Noisefilter der batcorder-Modelle 3.1 und GSM herausgefiltert werden. Bei fledermausähnlichen Störgeräuschen, wie cf-Quietschgeräuschen, ist es extrem wichtig, dass diese potentielle Fledermausrufe nicht komplett maskieren und so eine objektive Darstellung der Fledermausaktivität verhindern.
Mehr dazu, wie z. B. eine detailierte Anleitung zur fachlich richtigen Auswertung eines Höhenmonitorings, finden unsere Kunden auch im exklusiven Dokumentationsbereich von bcAdmin4. Zudem haben wir für Sie Tipps zum Gondelmonitoring zusammengestellt.
Reduzierte Empfindlichkeit
Lässt sich die Störgeräuschproblematik über die oben beschriebenen technischen Möglichkeiten nicht auf ein praxistaugliches Maß reduzieren (< 100.000 Aufnahmen von April bis Oktober), kann im letzten Schritt die Empfindlichkeit des batcorders reduziert werden und so ein Teil der Störaufnahmen ausgeblendet werden. So werden aber auch weniger Fledermauskontakte aufgezeichnet, so dass dieser Schritt sehr gut durchdacht sein muss. Bei einer zu geringen Empfindlichkeit fallen dann manche Arten, die nur über eine geringere Reichweite detektiert werden, fast oder ganz aus. Somit ist dann auch nur noch bedingt ein für den Fledermausschutz sinnvoller Betriebsalgorithmus ermittelbar.
Weitere Informationen, wie Sie sinnvoll und fachlich richtig mit einer reduzierten Empfindlichkeit bei der Erfassung oder bei der anschließenden Auswertung umgehen, finden Sie auf der Produktseite zum Turm-Mikrofon.
- 55 Jahren ago Hinzugefügt